Die Zeiten haben ihre eigenen Farben
In diesem Kontext sind auch wir bemüht, in althergebrachter Weise unserer Kleidung farbliches Leben einzuhauchen.
Für die Darstellung einer Familie des einfachen Mittelstandes müssen wir jedoch größtenteils auf einige der damals sehr teuren
Färbemittel (z.B. Krapp und Färberwaid) verzichten. Lediglich zu Zierzwecken finden sie Verwendung. überwiegend verarbeiten wir
ungefärbte Naturwolle (von weiß bis braun). Als Färbemittel dienen uns Walnussschalen, Birkenblätter, Reseda, Mauerflechte,
Färberginster, Galläpfel und die Rinde von Eiche und Erle.
Uns liegen keine Fundberichte für Haithabu vor, in denen größere Kessel oder ähnliches vorkommen, die gegebenenfalls zum Färben verwendung fanden. Wir gehen davon aus, dass die gesponnene Wolle als Strang gefärbt wurde. Hierfür sprechen Funde mit verschiedenfarbigen Kett- und Schussfäden. So werden auch wir in erster Linie die Wolle vor dem Weben färben. Daraus ergeben sich vielfätige Möglichkeiten für die farbliche und bindungstechnische Gestaltung.
Da das Beizen mit Urin nicht ganz unseren Hygienevorstellungen der Neuzeit entspricht beizen wir unsere Wolle vor
dem Färben mit Alaun.
Zum Färben dient unter anderem ein alter Waschkessel (siehe Bild links), der von unten befeuert wird. Er gehört einer Freundin.
Die Schalen der Walnuss fanden bereits in Haithabu Verwendung, um Wolle Braun zu färben. Gelbe Mauerflechte,
Galläpfel oder die Rinde der Schwarzerle dienten wohl ebenfalls als Färbemittel in Haithabu. (vgl. Hägg, 1984. S.289f)
Bild rechts: Die Schalen der Walnüsse treiben teilweise an der Oberfläche. Schon beim Schälen ohne Handschuhe bekommt man braune Finger.
Bild rechts: Das Resultat der Walnussfärbung kann sich sehen lassen. Die Wollstränge finden Verwendung als Kettfäden für eine
Thorsberghose.
Die Blätter der Birke ergeben ein schönes gelb. Man sollte aber genügend Blätter bereithalten.
Verwendet man Birkenblätter mit Eisensulfat erhält man Grün. Vor dem Einsatz die Wolle erst gelb färben, dann dem Sud
das Eisensulfat zugeben (vorsichtig dosieren!) und die Wolle erneut färben.
Die auf das 3.Jahrhundert datierten Textilfunde in Thorsberg wurden teilweise auf ihre Farbstoffe hin analysiert.
Hier fanden wohl u.a. Verwendung: reseda luteola, Labkraut und Färberginster.
Da Pflanzen wie reseda luteola im skandinavischen Raum nicht wuchsen bleibt auch hier die Frage für uns offen: Wo lag ihr Ursprung in der Welt der Nordleute?